Dem unbeständigen Frühlingswetter zu entfliehen und etwas Sonne und wenn möglich Wärme zu tanken ist der Grund, dass wir in den Südwesten Portugals reisen. Zahlreiche Möglichkeiten gibt es, Portugal zu erleben. Per Bike steht dieses Mal nicht zur Diskussion, obwohl auch diese Variante reizvoll wäre. Es gäbe da zum Beispiel den Caminho Histórico. Oder die Trans Portugal, wie sie die Kollegen Migg und Caro absolviert haben.
Für uns steht diesmal allerdings die vollständige Entschleunigung im Vordergrund; die erfährst du nur per pedes. Wir entscheiden uns demzufolge für den Trilho dos Pescadores, den Fischerpfad. Dieser Pfad ist – wie der Historische Weg – Teil der Rota Vicentina, die sich im Alentejo und der westlichen Algarve durch die Landschaft zieht.
Die offiziellen Etappen entsprechen in ihrer Länge jeweils einer Tagesetappe, wobei genügend Zeit für Pausen zum Essen und Bestaunen der fantastischen Landschaft bleibt.
Zwischen Rogil und Aljezur gibt es Varianten, mit der sich die Etappe erweitern lässt. Der Umweg von Rogil zurück ans Meer über den Praia Amoreira lohnt sich unbedingt!
Wir haben die Etappen gemäss Empfehlung aufgeteilt:
Diese erste Etappe gibt einen guten Eindruck über das, was wir in den nächsten paar Tagen alles zu sehen bekommen werden. Fantastische Küstenpfade, mal direkt am Strand verlaufend, dann wieder an steilen und schroffen Klippen; menschenleere sandige oder felsige Buchten; eindrückliche, farbintensive Flora. Aber auch: Wild wuchernde Mittagsblumen; dichte undurchdringliche Bambus- und Akazienwälder.
Gemäss Streckenplan führen die ersten Kilometer der Strasse entlang ins Landesinnere, über eine (Auto-)Brücke den Fluss querend und danach wieder zurück an die Küste. Um uns diesen (offenbar eintönigen und wenig attraktiven) Umweg zu ersparen, entscheiden wir uns für die kurze Überfahrt mit dem kleinen Fährboot.
Bevor die Fährfrau aber loslegt, füttert sie die herumstreunenden Katzen, die offensichtlich genau wissen, was sie erwarten dürfen. Und plötzlich wimmelt es von Katzen, die sich auf das gereichte Futter stürzen. Mit drei anderen Passagieren und dem Hund gehts an die Überfahrt. Kurz darauf sind wir bereits wieder im Wandermodus, zuerst dem Sandstrand, später der schroffen Felsküste entlang.
Bis zum Fischerhafen marschieren wir auf der Zufahrtsstrasse der Küste entlang. Danach steigt der Pfad hoch auf die Klippen. Im noch feuchten rot leuchtenden Sand haben wir einen eindrücklichen Blick auf die Klippen, den schäumenden Atlantik und die waghalsigen Muschelsammler. Und immer wieder Störche in ihren exponierten Nestern draussen auf den Klippen!
Nach der Mittagspause beim Fischerhafen gehts für einige hundert Meter der Strasse entlang, die allerdings nicht sehr stark befahren ist. Kurz vor Zambujeira do Mar zeigt die Routenmarkierung wieder Richtung Küste auf die gewohnten sandigen Pfade. Das Bild mit dem blauen Himmel, den weissen Schaumkronen auf dem Wasser und der blühenden Flora ist eindrücklich!
Nach diesem herrlichen Ausblick erreichen wir das Touristenstädtchen Zambujeira do Mar; mit seinen strahlend weissen Häusern scheint es herausgeputzt und gerüstet für die Hochsaison.
Auf abwechslungsreichen Pfaden geht es rauf und runter. Mal wandern wir hart an der Klippe, dann wieder durch dichte Macchia, durch tiefe Sandpassagen, über kurze Asphaltabschnitte.
Plötzlich stehen wir auf der Ponta em Branca, dem erhabenen Aussichtspunkt über der Praia de Odeceixe Mar – der Ausblick ist beeindruckend. Wir setzen uns hin, geniessen den Ausblick, die Sonne und das Rauschen des Meeres.
Die letzten vier Kilometer ins Landesinnere nach Odeceixe führen der Strasse entlang – gut haben wir vorhin noch den Ausblick genossen!
Der Weg zurück an die Küste erscheint um einiges leichter als das letzte Wegstück am Vortag ins Landesinnere. Im Wissen, dass wir die Küste nicht mehr allzu lange sehen und riechen werden, geniessen wir den Wind und den Ausblick aufs Meer besonders.
Nach verlassen der Küste ändert sich die Landschaft auf dem Weg nach Rogil schlagartig. Wir laufen bewirtschaftete Felder entlang und hören plötzlich wieder Landwirtschafts- und Strassenverkehr.
Nach Rogil entschliessen wir uns, den Umweg zurück an die Küste unter die Füsse und so einige zusätzliche Kilometer in Kauf zu nehmen. Als Lohn sehen wir nochmals das Meer am wunderbaren Strand von Amoreira.
Von da führt der Weg zurück ins Landesinnere nach Aljezur, wo unsere Mehrtageswanderung zu Ende geht. Rechtzeitig vor dem Regen der kommenden Tage.
Am nächsten Morgen fährt uns der Rede Expressos-Bus von Aljezur zurück nach Lissabon – bei Regen. Dort angekommen, hellt der Himmel wieder etwas auf. Dank Wind wechseln Regenschauer und Sonnenschein im Minutentakt.
Nach der Ruhe auf der Rota Vicentina stellt Lissabon das Kontrastprogramm dar. Für einen Tag ist das ganz in Ordnung; auf einen längeren Aufenthalt in der Stadt sind wir nicht eingestellt.
Wer Wind, Meer, Küsten, Klippen, Wandern liebt und sich über Sand in den Wanderschuhen nicht ärgern mag, erläuft eine wunderbare, abwechslungsreiche und beeindruckende Landschaft. Die Wege sind bestens markiert und können nicht verfehlt werden.
Auf der informativen Website stehen Kartenausschnitte oder GPS-Tracks sowie Beschreibungen der einzelnen Etappen zum Download zur Verfügung. Tipps zu Unterkünften und Verpflegung können ebenfalls dort nachgelesen werden.